Wertvolle Gewässerstrecke
Der Seiseneggerbach entspringt im Gemeindegebiet von Neustadtl an der Donau, bildet die östliche Gemeindegrenze von Viehdorf zu Neustadtl und St. Georgen am Ybbsfelde. Dieser Bach entspricht einem natürlichen Fließgewässer mit der Ordnungszahl 4, einer nicht veränderten Morphologie und ist der oberen Forellenregion zuzuordnen. Der Seisenegger Bach wurde 2016 in das NÖ wasserwirtschaftliche Regionalprogramm zum Erhalt von wertvollen Gewässerstrecken aufgenommen. Früher standen im Verlauf seiner gesamten Strecke 6 Mahl- und/oder Sägemühlen: Käfermühle, Blumaumühle, Polzmühle, Haselmühle, Teichmühle, und die Klausmühle.
Lebensraum Bach
Das Einzugsgebiet des Seiseneggerbaches bietet Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, so leben auch einige von der europäischen FFH-Richtline (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) erfassten Arten wie der Biber, Fischotter oder der Edelkrebs (europäischer Flusskrebs) im oder am Wasser. Auch der Eisvogel hat hier wieder sein Fischrevier gefunden.
Vor langer Zeit könnte hier auch die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) gelebt haben, wie ein Schalenfund vermuten lässt.
Das Fischrevier Seiseneggerbach B I/3a
Das Revier erstreckt sich von der Brücke Polzmühle (L91) über eine Fließstrecke von ca. 2 km bis zur Brücke "ehemalige Haselmühle" (L6052). Die Ufer sind in diesem Bereich nahezu auf ganzer Länge mit Bäumen / Büschen bewachsen.
Wie wir aus historischen Dokumenten erfahren waren in diesem Bach im 18. Jahrhundert vor allem Krebse und Weißfische (Aitel) heimisch, in den 1980er und 90er Jahren vereinzelt auch große Bachforellen (bis ca. 40cm!).
Die Strecke konnte Anfang 2023 neu gepachtet werden. Obwohl dieser Abschnitt die letzten 20 Jahre kaum fischereilich genutzt wurde steht es nicht sonderlich gut um die Wasserbewohner. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig und werden noch genauer erörtert.
Ziel ist in erster Linie durch nachhaltige Bewirtschaftung bestmögliche Bedingungen für Wildfische, Krebse und andere im Wasser lebenden Tiere zu erreichen damit sich die Bestände langfristig wieder erholen können. Das bedeutet aber auch auf immer schneller voranschreitende Veränderungen zu reagieren.
Warum hat sich der Bestand an Fischen und Krebsen in den letzten Jahrzehnten verringert? Hier starten wir den Versuch Erklärungen zu finden.
Hauptgrund für das Verschwinden vieler Wasserbewohner ist sicherlich die Verschlechterung der allgemeinen Lebensbedingungen im und um den Bach.
Historisches rund um den Seiseneggerbach
1147 - Wird unser Bach als "maioris trisnich" erstmals in der Grenzbeschreibung zur Gründung der Pfarre Neustadtl an der Donau urkundlich erwähnt. Der Name Trisnich geht vermutlich auf slawischen Ursprung zurück.
1303 - Conrad von Sumerau verkauft den Burgstall zu Seuseneck und weitere Besitzungen (eine Mühle unter dem Hause, ...) Bei dieser Mühle handelt es sich vermutlich um die Teichmühle - die erste von 6 Mühlen an den Ufern des Seiseneggerbaches die urkundlich genannt wird.
1324 - Die Haselmühle (Hasenmul), die Klausmühle (Chlaus) und wiederum die Teichmühle werden im Passauer Urbar genannt.
1333 - die Käfermühle wird genannt. (Konrad Jesenzer verkauft sein Lehen Paitenstain bey der Burg mit Mühle und Zugehör dem Bistum Freising.)
1430 - die Blumaumühle (Plumaw) wird erstmals genannt.
1449 - die Polzmühle (Voglpoltzmül) wird erstmals im Urbar Wallsee genannt.
1597 - der Klausmühlner ("Clauß Müllner, sonnst Georg Stainpruckhmüllner genandt...") spielt eine tragende Rolle beim niederösterreichischen Bauernaufstand, andere "Nebendarsteller" aus den Niederungen des Seiseneggerbaches: Christian am Höchberg (Höhenberg?), Sibenperger zu Viechhdorff (Sippenberg), Leopolten Eisenhuett am Sibenperg (Sippenberg), Ödthofer (Ödhof, Edtbauer?) Maurer zu Mäzendorff (Matzendorf) (Otto Kainz; Das Kriegsgerichtsprotokoll im niederösterreichischen Bauernaufstand aus dem Jahre 1597)
1661 - Die Polzmühle (Voglpolzmühl), die Haselmühle (Haslmühl) und die Bergermühle (Pergermühl; Amstetten) mussten dem Grundherren "Zäckler Hainstetten" und der Zöch (Zeche) Amstetten Abgaben leisten. (NÖLA; Mühlenbuch VOWW S.53)
1683 - Vier der acht Kinder des Müllers Matthias Leizinger an der Haselmühle wurden zur Zeit der zweiten Türkenbelagerung Wiens von den Türken entführt. (DASP; I/03-05/02 - Pfarr- und Klosterakten; B-02 Herrschaftsprotokoll)
1787 - Herrschaft Hainstetten - Der Altbach (früherer geläufiger Name des Seiseneggerbaches) ein Krebsenbachel. Fanget an bei der Furth in der Polzmühl, und endet sich bey den Steg in der Haselmühl. Ist Joseph Salzmann Binder allhier in Bestand verlassen. reicht jährlich Bestand 2f30 (2 Gulden 30 Kreutzer). Krebsen das Hundert 36xr (Kreutzer). (NÖLA; JosFass OW165 S.42)
Herrschaft Seisenegg - Der Seisenegger Bach so ein kleines öfters austretendes Bachel. Von der Haselmühl, wo die Herrschaft Heinsteten angrenzet, bis in die Ybbs. In Bestand verlassen. betraget der jährliche Pachtzins 3f30xr (3 Gulden 30 Kreutzer). Altl und Weißfische 5xr. Krebsen das Hundert 24xr. (NÖLA; JosFass OW412 S.68)
1919 - Die Mahlmühle der Polzmühle wird aufgelassen. (Österreichische Gesellschaft der Mühlenfreunde)
1940 - Die Käfermühle stellt ihren Betrieb ein. (Österreichische Gesellschaft der Mühlenfreunde)
1942 - Die Säge der Polzmühle wird mit Strom versorgt - Ende der Nutzung der Wasserkraft. Das Mühlwehr ist noch erhalten und auch der Mühlbach ist bis auf einen kurzen Abschnitt noch vorhanden.
1945 - Die Teichmühle wird aufgelassen. (Österreichische Gesellschaft der Mühlenfreunde)
1960 - Auflassung der Haselmühle. (Österreichische Gesellschaft der Mühlenfreunde) Von der Mühle selbst sind heute nur noch einige Mauerreste sichtbar. Vom Mühlwehr sind noch Reste erkennbar, der Mühlbach ist an manchen Stellen im Gelände noch erkennbar.
1975 - Die Mühle der Blumaumühle wird aufgelassen. (Österreichische Gesellschaft der Mühlenfreunde)
1980 - Die Klausmühle wird still gelegt. (Österreichische Gesellschaft der Mühlenfreunde)